Erst kürzlich habe ich im Blog über den neu hergerichteten und zugelassenen Startplatz Rosenberg bei Kobern-Gondorf an der Mosel geschrieben. Gestern war ich selbst vor Ort und habe ihn mal in Augenschein genommen und einen ersten Testflug gestartet. Leider verlief der eher enttäuschend (fast reiner Abgleiter), was bei dem etwas zu sehr aus Südost von der Seite anstehenden Wind aber zu erwarten war. Dennoch hat der Ausflug schon einiges offenbart, was man mit reinem Foto- und Google-Map-Studium nicht so eindrücklich erkennt. Das meiste davon hat meine aus der Theorie geborene Euphorie für den neuen Startplatz eher gedämpft.
(Zum Foto: Jens P., der als "Local" aus Kobern-Gondorf maßgeblich an der Erschließung des Rosenbergs als Flugberg beteiligt war, genießt den Ausblick vom Startplatz über das Moseltal. Der Landeplatz liegt in Startrichtung 700 Meter entfernt. Die Wiesen auf der anderen Moselseite sind näher! Ein Klick ins Bild liefert eine größere Ansicht.)


Die größte Ernüchterung war der Landeplatz. Der ist zwar komfortabel groß, erlaubt einen langen Endanflug parallel zur Mosel (gegen die Hauptwindrichtung) und man kann direkt daneben parken. Doch das gute Stück ist immerhin 700 Meter Luftlinie vom Startplatz entfernt. Im direkten Abgleiter ist er problemlos zu erreichen. Doch wer thermiksuchend am Hang an Höhe verliert, muss schon erstaunlich früh an die Landung denken. Schnell ist man gezwungen, sich vom Hang und dessen potenziellem Aufwindband zu lösen. Die effektiv zur Thermiksuche zur Verfügung stehende "sichere Arbeitshöhe" des Rosenbergs ist dann doch recht klein. Wer das ganze ausreizt und im Abwind unerwartet nach unten durchgereicht wird, ist sofort gezwungen, zur näheren Wiese auf der anderen(!) Moselseite zu fliegen. Ich schätze dass diese offizielle Notlandemöglichkeit auch bei stärkerem Talwind (Gegenwind) aus Süd häufiger zum rettenden Ufer werden wird. Im Vergleich zu Bremm, wo der Landeplatz ebenfalls weit vom Startplatz entfernt liegt, fehlt am Rosenberg der Prallhang, an dem man sich bis zur Landung soarend entlang hangeln kann.

Als vorteilhafter Soaringspot dürfte sich der Rosenberg wohl auch eher selten erweisen. Bei Südosteinschlag des Windes ist der Hang beim Startplatz schlecht angeströmt. Zwar besteht theoretisch die Möglichkeit, sich nach Osten gegen den Wind vorzukämpfen, bis man hinter einem Knick eine passend ausgerichtete SO-Flanke erreicht. Doch der Weg dorthin ist beschwerlich und riskant. Zum einen ist er zerklüftet (Seitenrotoren!), zum anderen führt er vom Landeplatz weg. Ohne sicheren Höhengewinn ist dieser Weg ein Spiel mit einer Bahntrassen-, Bundesstraßen-, Baum- oder Wasserlandung. Ein hoch eingezäunter Sportplatz, ein Tankstellendach und der Hof eines Opelhändlers stehen auch noch zur Wahl...

Als passenden Wind für den Rosenberg würde ich nach der Platzbeschau eher ein enges Fenster von Süd bis SSW sehen. Dann allerdings ist die soarbare Kante nicht besonders breit und auch die "effektive" Höhe schrumpft, weil gegen den Wind zum Landeplatz geflogen werden muss. Vorteilhaft ist dann aber, dass die ganze warme Luft aus dem vorgelagerten Tal direkt an eine tiefer gelegene Hangnase vor dem Startplatz geschoben wird. Der Theorie nach müsste das ein prima Thermiktrigger sein, der bei entsprechenden Meteo-Bedingungen gut funktionieren sollte.

Insgesamt würde ich im ersten Urteil den Rosenberg eher als interessanten, aber anspruchsvollen Thermik- denn als Soaringberg einschätzen. Es könnte ein guter Spot für Streckenflieger sein, die es gewohnt sind nach dem Start gleich in den ersten Bart einzudrehen und wegzufliegen. Bei Windrichtung Süd ist der Rosenberg gut gelegen, denn auf den Strecken nach Nord gibt es erst einmal keine störenden Lufträume. Hier punktet der Rosenberg gegenüber Bremm, wo einem Büchel im Nacken liegt.