2014 ist es soweit. Dann müssen alle Gleitschirm-Musterprüfstellen, die gemäß den deutschen Lufttüchtigkeitsforderungen (LTF) testen wollen, eine neue Zulassung bzw. Akkreditierung haben - und zwar nicht mehr vom Luftfahrtbundesamt (LBA), sondern von einer Testlabor-Akkreditierungsstelle. In Deutschland ist dafür die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) zuständig. Für die Musterprüfstellen ist dieser Schritt mit einem enormen materiellen und bürokratischen Aufwand verbunden. Randi Eriksen, die Frau und rechte Hand von Air-Turquoise-Chef Alain Zoller, hat darüber jetzt auf ihrem Blog ihr Leid geklagt.

Allein die formelle Akkreditierung werde Air Turquoise mindestens 20.000 Euro kosten, mit weiteren 5000 Euro Folgekosten für Audit-Verfahren u.ä. jedes Jahr. Hinzu kommt ein erhöhter bürokratischer Aufwand für die normenkonforme Dokumentation der Tests. Im Endeffekt würden sich also die Musterprüfungen verteuern, ohne dass die Piloten davon einen erkennbaren (Sicherheits-)Vorteil hätten.

Randi benennt in ihrem Post einen zentralen Schwachpunkt der Reform: Institutionen wie die DAkkS überprüfen, ob Testorganisationen vorgegebene ISO-Normen einhalten. Mit solchen Normen lässt sich beispielsweise beschreiben, unter welchen Bedingungen und mit welcher Genauigkeit, Wiederholungsrate, Krümmungsradius etc. ein Knicktest für Leinen durchgeführt werden muss. Doch wenn es um die Flugtests von Gleitschirmen geht, scheitert dieses Konstrukt. Denn der Faktor Mensch in Form des Testpiloten und der Faktor Wetter lassen sich nicht einfach konsistent normieren. Die Vergleichbarkeit von Testresultaten zwischen verschiedenen Prüfinstitutionen lässt sich mit ISO-Normen für Maschinen in temperierten Labors durchaus erzielen, aber halt nicht in der bewegten Luft mit Piloten, die von Natur aus in ihrer Tagesform schwanken.

Aus dieser Sicht heraus wird verständlich, dass Randi den Sinn dieser ganzen Umstellung hinterfragt.

Sinn machte sie tatsächlich nur - und das sind jetzt nicht mehr Randis Gedanken - wenn man sich folgendes Szenario vorstellt: Die Gleitschirmtests werden liberalisiert. Alles mechanisch prüfbare wird mit ISO-konformen Tests überprüft, was die Rechtssicherheit für die Hersteller erhöht. Die eigentlichen Flugtests wiederum werden deutlich reduziert. Sie bescheinigen den Schirmen nur noch eine allgemeine Flugtauglichkeit, aber keine Klasse á la A, B, C, D. Hier müssten sich die Piloten an den  Zielgruppenempfehlungen der Hersteller orientieren.

Es ist denkbar, dass die Herstellervereinigung PMA mit einer solchen herstellerfreundlichen Wunschvorstellung im Hinterkopf bei Lobbygesprächen in Berlin die DAkkS-Lösung ins Spiel gebracht hat. Ob sie von den Geistern, die sie rief, unter den nicht so leicht auszuhebelnden Zwängen des deutschen Luftrechts tatsächlich profitiert, darf bezweifelt werden.

Bisher hat übrigens nur die EAPR eine Akkreditierung bei der DAkkS. DHV und Air Turquoise arbeiten nach eigenen Angaben noch daran.