Persönlichkeiten wie Kari Eisenhut prägen nicht nur Advance, sondern auch die Kapitel des Buches zur Marke.
Im vergangenen Jahr feierte der Schweizer Gleitschirmhersteller Advance ein Jubiläum. Seit 25 Jahren ist die Firma am Markt und kann mit Fug und Recht behaupten, eine der in dieser Zeit und heute noch prägenden Marken gewesen zu sein.

Rückblickend auf dieses Vierteljahrhundert hat Advance ein Buch herausgebracht. Es heißt "Advanced" und trägt innen noch den zweiten Titel "Steigflug. Advance - unsere ersten 25 Jahre". Wer nun allerdings einen langweiligen Jubiläumsschmöker erwartet, den man sich einfach nur ins Regal stellt, der kann sich bei der Durchsicht schnell eines besseren belehren lassen. "Advanced" ist gut geschrieben, bietet spannende Einblicke und selbst Piloten, die nicht auf, mit, in oder unter Advance fliegen, bekommen hier interessante Einblicke in ein Stück Gleitschirmgeschichte geboten.

Das Buch ist keine klassische Chronik, sondern lebt von schönen Bildern und vielen kurzen Kapiteln und Geschichten, die jeweils einen Aspekt oder eine Persönlichkeit, die mit der Marke Advance verbunden sind, in den Mittelpunkt stellen: Zum Beispiel wie Rolf Zeltner und Robert Graham ohne Bürgschaften und Businessplan, aber mit Enthusiasmus die Banken dennoch überzeugten, ihnen Geld zum Start der Firma zu geben. Wie Angela Foscari als erste Näherin bei Advance begann und bis heute nur ein einziges Mal im Tandem mitgeflogen ist. Wie Xavier Rémond 1990 mit 128 km einen Streckenflugweltrekord aufstellte. Wie der Vietnamese The Vinh vom Näher und Vorarbeiter zum Leiter der Advance-Produktion aufstieg. Oder warum Chef-Testpilot Kari Eisenhut vor allem auf die Einfachheit des Fliegens setzt.

Nebenbei, und das ist sehr geschickt verflochten, erfährt der Leser einiges über die Firmenphilosophie der Schweizer. Etwa liest man im Kapitel über den Wettkampfsport, warum sich Advance mit dem Aufkommen der Zweileiner ("Piloten sind keine Versuchskaninchen") aus der Entwicklung von Prototypen für den Wettkampfsport zurückzog: "Das war mit Risiken verbunden. Denn seit Anbeginn des Gleitschirmsports prägen Wettkampferfolge das Markenimage. Siege bedeuten Marktanteile. Nun verschwand das Label Advance quasi über Nacht von Weltmeisterschaften, von Worldcup-Wettkämpfen und vielen anderen Wettbewerben. Das Winglet kämpfte nicht mehr um Titel und Trophäen. Es war ein erneutes Statement für die Eigenständigkeit der Firma. Wenn die allgemeine Entwicklung in die falsche Richtung geht, den Mut haben, einen anderen Weg einzuschlagen."

Aufklärung zu den Winglets.
Aufklärung gibt es im Buch auch zum bekanntesten Markenzeichen von Advance, den Winglets. "Viel bestaunt, etwas bezweifel, endlich erforscht", heißt es dort. Ein Student der Fachhochschule Graz verglich identische Flügelhälften des Sigma 8 mit und ohne Winglets in einem virtuellen Windkanal. Die Berechnungen ergaben, dass das Winglet den induzierten Widerstand des Flügels um 2,85 Prozent reduziert, was einer Verbesserung der Gleitzahl um 1,5 Prozent entspricht. "Das Winglet ist also weder schädlich noch nutzlos. Im Gegenteil. Und als Markenzeichen ist es unschlagbar." Zumindest letzteres in unwidersprochen.

Wer das Advance-Buch lesen möchte, kann es im Internet direkt bei Advance für 36 SFr. bestellen. Oder man kauft in diesem Jahr einen Schirm oder Gurtzeug von Advance. Dann bekommt man auf Wunsch das Buch kostenlos als Beigabe mitgeliefert.