Neue Farbenfreude: Icaro renoviert sich als Marke komplett. Das Geheimnis um
den neuen Auftritt wurde bei der Thermikmesse gelüftet. // Foto: Icaro
Am vergangenen Samstag fand die "Thermik" in der Messe Sindelfingen statt. Das Branchentreffen bot vor allem die Gelegenheit, sich in Gesprächen ein Bild von dem zu verschaffen, was gerade in der Branche so tickt. Neue Produkte standen da gar nicht mal so sehr im Vordergrund, auch wenn man hie und da doch etwas zu sehen bekam. Nachfolgend ein kleiner Messerundgang ohne Anspruch auf Vollständigkeit. (Themen und Produkte, die schon beim Festival in St. Hilaire vorgestellt wurden und die ich schon in früheren Posts zu den Coupe Icare Splittern genannt habe, bleiben hier weitgehend unerwähnt.)

Air Design: setzt immer mehr auf Leichtschirme. Fast die komplette Palette gibt es mittlerweile in einer Light-Variante. Dazu als Spezialprodukte der Hike als wahrscheinlich leichtester Tandem am Markt (5,3 kg inkl. Spreize) und in Kürze der Single-Skin UFO. Konstrukteur Stephan Stieglair erprobt zudem Prototypen eines Zweileiners, der - wenn möglich - als EN-D zugelassen werden soll.

Skywalk: will als nächstes den Cayenne 5 zulassen. Der neue C-Klasse-Flügel zielt auf echte Leistungsjünger. Mit einer Streckung von 6,4 und 69 Zellen ist er angeblich nichts mehr für einfache Aufsteiger aus der B-Klasse.
Für die X-Alps gibt es das Leichtliegegurtzeug Range Air in einer Superleicht-Variante mit knapp über 1 kg samt Protektor. Dass man bei solchen Werten mit dünnen Stoffen umgehen und dabei Vorsicht walten lassen muss, war auf der Messe gleich sichtbar. Ein übereifriger Testsitzer hatte den Beschleuniger übertreten und dabei gleich einen Riss ins Ripstop-Außengewebe gezogen. Mit seiner aerodynamischen Heckflosse könnte das Gurtzeug dennoch für weitere X-Alps-Athleten (mehr als nur die Skywalk-Teampiloten) der Gurt der Wahl sein.
In Sachen Bekleidung hat sich Skywalk eine renommierte Outdoor-Marke als Partner an Land gezogen: Salewa.

Swing: hat demnächst auch was Neues in der C-Klasse. Der Nexus als Koproduktion der Konstrukteure Michael & Michael (Nesler und Hartmann) ersetzt den Astral und soll als ehrlicher Schirm wieder in der Mitte der Klasse platziert sein. Das Profil soll mit 3D-Shaping am Untersegel eine Shark-Nose-Wirkung ohne Shark-Nose-Form erreichen.
Derzeit lässt Swing übrigens seine Schirme in Fernost fertigen. Die eigene Produktionsstätte in der Ukraine ist aufgrund der dortigen Krise erst einmal stillgelegt.

Icaro: setzt nach dem Abgang von Michael Nesler als Konstrukteur auf eine Rundumerneuerung der Marke und ein vierköpfiges Entwicklungsteam (nennt aber keine Namen). Von der neuen Produktpalette nahezu fertig sind der Pica als EN-A und Aquila (D, Freestyle). Als weitere geplante Modellnamen stehen schon Buteo (C), Sitta (Hike&Fly), Heron (Acro) und Parus (Tandem) im Prospekt. Neu ist zudem ein farbenfreudiges Schirmdesign, bei dem jedes Modell einen anderen Ausschnitt des Icaro Edelweiß-Logos in der Kappe wiederspiegelt. Auch bestehende Modelle wie der Cyber TE werden schon im neuen Look produziert.

Ozone: bringt ein neues Liegegurtzeug Forza in der 5-kg-Klasse (war aber noch nicht zu sehen). Demnächst kommt der neue Mojo 5 (EN-A). Ansonsten vermitteln die Franzosen den Eindruck, mal ein wenig durchzuschnaufen. Für die X-Alps bleibt es beim bestehenden LM5. Und in der Wettbewerbsklasse bleibt es beim erfolgreichen Enzo 2, der sich in seinem zweiten Jahr auf dem Markt sogar besser verkaufen soll als im ersten. Davon träumt wohl jeder Hersteller...

Bruce Goldsmith Design: bringt den Highend-B-Schirm Base. Dessen Besonderheit sind kleine Miniribs an der Eintrittskante, die der Shark-Nose trotz breiter Zellen genügend Stabilität verleihen sollen. Eine echte Neuerung sind die Bremsgriffhalter des Base, eine Kombination aus Magnet- und mechanischer Befestigung. Wer es mal probiert hat, wird sich fragen: Warum haben das nicht alle Schirme so? (Ich werde das System bald auf lu-glidz nochmals genauer beschreiben).

Nova: hat einen neuen A-Schirm, Prion 3, mit variabler Zellbreite (Smart Cells) und ungewöhnlicher Optik: Die Ohren knicken markant nach unten weg. Zudem gibt es neu eine ganze Gurtzeugpalette in Nova-Farben (von Hike&Fly bis Liegegurtzeug), deren bauliche Wurzeln aber französische sind. Sie stammen von Kortel.

Gin: zeigt, wie man auch einen A-Schirm (Bolero 5) mit recht markanter Shark-Nose bauen kann. Im Laufe des Jahres soll zudem der Carrera in etwas überarbeiteter und entschärfter Variante als Carrera plus kommen. Das neueste Airbag-Gurtzeug heißt Gingo Airlite.

Triple Seven: Den Rook gibt es bald in neuer Fassung mit mehr Zellen und mehr Leistung als Rook 2. Erste Größen sind schon zugelassen.

Advance: Der Iota als neuer Highend-B-Schirm steht im Vordergrund, genauso wie das neue Lightness 2 bei den Gurtzeugen. Die Produktion hat Schwierigkeiten, mit der Nachfrage mitzuhalten. Lieferzeiten für das Lightness 2 betragen derzeit über 4 Monate. Zugleich strahlen die Schweizer neue Dynamik und Zuversicht aus. Dank der Konstruktionssoftware und Erfahrung von Hannes Papesh geht das Schirmdesign viel schneller und genauer als früher. Da werden plötzlich Produktion und Marketing zum Nadelöhr. Der Alpha 6 ist in der Pipeline, erste Protos eines neuen Epsilon und Pi fliegen schon. Zuvor aber kommt erst mal der X-Alps-Schirm für Chrigel Maurer.

Flytec: hat ein neues Basis-GPS-Vario Element und zeigte Prototypen seines neuen "Smartvarios" Connect 1. Das soll demnächst das Flytec 6020 (Competino) ersetzen. Herausragendes Merkmal ist die Konnektivität. Das Connect 1 wird über eine W-Lan-Schnittstelle verfügen, um jederzeit nicht nur selbständig Firmware-Updates und aktuelle Lufträume vom Flytec-Server ziehen zu können. In Zukunft soll das Instrument sogar tagesaktuelle Notams und Wetter-Infos übers Netz zugespielt bekommen. GSM-Modul (für Livetracking) und Flarm sind ebenso in der Planung. Bis all das steht, könnte es aber Jahresende werden.

Flymaster: hat in den Geräten der SD-Serie per Firmware-Update einen magnetischen Kompass und G-Kraftsensor freigeschaltet. Zudem bieten sie einen Assistent für FAI-Dreiecke.

UP: hat den Trango XC3 als neues Flaggschiff in der C-Klasse. Wie für UP typisch hat er eine im Klassenvergleich rekordverdächtige Streckung (6,9), durch leichte Tücher aber wenig Gewicht (in den meisten Größen unter 5 kg).