Der Schweizer Traditionshersteller von Fluginstrumenten, Flytec, wird vom slowenischen Flugsoftwarehaus Naviter geschluckt. Die Gerätereihen sollen vorerst weiter existieren.

Eigentlich wollte Flytec seit 2014 mit neuen Produkten und neuem Management durchstarten, doch die Geschichte entwickelte sich als Abstieg auf Raten. Erst wurde das Anfang 2014 bei der Thermikmesse schon vorgestellte Top-Fluginstrument Conav-30 wenige Monate später wieder vom Markt genommen, weil es den neuen Flytec-Chef Jörg Ewald nicht überzeugte (Lu-Glidz berichtete). Dann präsentierte Flytec als neues Spitzengerät das Connect-1, allerdings als eine Art work-in-progress, da die Betriebssoftware erst nach und nach häppchenweise mit neuen Funktionen ausgestattet wurde. Dieser Prozess zog sich deutlich länger hin, als anfangs angekündigt, weshalb immer lauter in der Szene gemunkelt wurde, Flytec stecke in Problemen. Der starke Kurs des Schweizer Franken und die teure Produktionsstätte in der Schweiz dürften letztendlich das ihre dazu beigetragen haben, dass Flytec sich einen Rettungsanker suchen musste. Der heißt Naviter - eine slowenische Softwareschmiede, die mit ihrem Flugplanungstool Seeyou groß geworden ist und seit einigen Jahren auch mit ihren Oudie-Flugcomputern Erfolge feiert.

Naviter übernimmt Flytec. In der zugehörigen Pressemitteilung stehen wie üblich starke Worte. Vom "Bündeln der Kräfte" ist dort die Rede. Naviter freue sich Flytecs fantastische Hardware-Expertise übernehmen und in Zukunft noch bessere Varios bauen zu können.

In der ersten Darstellung wird betont, die Übernahme bedeute für die Piloten keine unmittelbare Veränderung: "Alle aktuellen Instrumente werden weiterhin unterstützt, Garantien bleiben gültig und Reparaturen werden wie bis anhin ausgeführt. Flytec Repair Centres übernehmen bald auch die Reparatur von Naviter-Varios und umgekehrt wird Naviter auch Reparaturen aktueller Flytec-Geräte ausführen. Piloten werden ihre Varios weiterhin von ihrem üblichen Händler beziehen können. Für sie ändert sich also kaum etwas."

Das Wort "unmittelbar" ist freilich auch verräterisch. Denn ein paralleles Aufrechterhalten beider Marken, Vertriebsstrukturen und aller Gerätetypen wäre kaum sinnvoll. Die Top-Varios der Oudie-Reihe mit Farbdisplay sind etabliert. Ist da noch Platz für ein konkurrierendes, noch immer nicht fertig programmiertes Connect-1? Schon eher würde Naviter wohl von der Fortführung des günstigeren Flytec-Einstiegvarios Element profitieren, zumal deren Preise durchaus sinken könnten, wenn die teure Produktion in der Schweiz entfällt. Auf einer Frage-und-Antwort-Seite zur Flytec-Übernahme wird das schon angedeutet: "Naviter hat eine erstklassige Produktion in Slowenien. Zur Zeit stocken sie dort ihr Personal auf, um auch Flytec-Varios produzieren zu können, die Übergabe findet in den nächsten Wochen statt."

Es wird sicher noch ein paar Monate dauern, bis sich genauer abzeichnet, was Naviter aus der Übernahme von Flytec tatsächlich machen wird.